Knopf an der Backe


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vor vielen Jahren...

zogen bei uns neue Nachbarn ein. Als wir das erste Mal deren übergewichtigen Kater sahen, war sich die Familie schnell einig:
So ein dickes, unansehnliches Etwas weckte keine Sympathien bei uns. Auch der nette Kontakt zu den Nachbarn änderte unsere Ansicht dem Kater gegenüber nicht, denn dieses unleidliche Ding schwang eine, für die voluminösen Ausmaße doch erstaunlich, schnelle Pranke.
Eines Tages stand meine Nachbarin weinend an der Tür. Das dicke Monstrum hatte das Kind angegriffen. Der kleine Sohn hatte einen großen Kratzer über dem Auge. Nicht auszudenken, wenn er ein Stückchen tiefer getroffen hätte!
Das Tierheim war überfüllt und auch die Arche90 hatte kein Zimmer für den schwarzen Einzelgänger frei. Ich vereinbarte mit ihnen, den Kater tagsüber zu mir zu nehmen, bis etwas frei würde. So wäre der kleine Junge wenigstens sicher.
Also kam Kater Fridolin mit seinem Katzenklo zu uns. Es folgten sein Kratzbaum, sein Spielzeug und sein Futternapf, denn bereits nach wenigen Tagen weigerte er sich, abends wieder zurück zu gehen.
Mein Mann kam mit dem Grummel recht schnell gut zurecht, sie wurden ein tolles Team. Ich misstraute ihm nach wie vor, denn manchmal sprang er auf dem Sofa plötzlich auf mich zu und ich bekam Krallen und Zähne zu spüren.
Ok, ich will ehrlich sein: Ich hatte Angst vor diesem Kampfkater!

Dann kam der Anruf der Arche: In wenigen Tagen sollte der Platz für den Grummel frei werden.
Als mein Mann und ich abends im Zooladen für unsere Meerschweinchen einkauften, schlenderte er immer wieder um Katzenfutternäpfe rum und meinte: "Sollen wir die nicht noch für Fridolin kaufen? "

So kam es, dass wir einen Kater bekamen, ich Mitglied in einem Tierschutzverein wurde und sich unser Leben völlig änderte. ;)


Und was macht man als guter Katzenbesitzer als Erstes? Man besucht den Tierarzt!
Außer Übergewicht und schlechten Leberwerten wurde auch ein Tumor am Schwanzansatz festgestellt. Da Fridolin aufgrund seines Alters und seiner gesundheitlichen Verfassung nicht mehr operiert werden konnte, wurde seine Lebenserwartung nicht sehr hoch eingeschätzt.
Damals ahnte noch niemand, dass wir noch einige Jahre als Tür-und Dosenöffner , Bettbereiter und Grummel-Sklaven unseren Kinderhasser lieben durften.
Aber um eine homöopathische Behandlung und eine Diät kam er trotzdem nicht herum. ;)





Bei einem weiteren Kontrollbesuch fragte ich mal ganz naiv bei unserem Tierarzt nach, ob eine Zweitkatze nicht vielleicht doch sinnvoll sei, auch wenn der Dicke bisher nichts von Artgenossen gehalten hatte.
Vielleicht war so auch dem Übergewicht noch besser der Garaus zu machen.

Wie der Zufall so spielt, war einige Tage vorher ein 11-jähriger Kater in der Praxis abgegeben worden, weil er zu alt war und die Leute ein jüngeres Tier haben wollten. Er sollte deshalb eingeschläfert werden
Der arme Kerl hatte eine schlimme Pilzerkrankung und saß in Quarantäne.

Ich durfte ihn dort besuchen und als die Tierarzthelferin ihn brachte, war es um mich geschehen!

Die große Liebe trifft man nur einmal im Leben und das war Liebe auf den ersten Blick! Diese Augen und sein sanftes Wesen haben mich sofort verzaubert. Ich wollte, nein ich
musste diesen Kater haben!!!!
Ich weiß nicht, was er mit mir gemacht hat, aber als zu Hause alle fragten, wie denn der neue Kater aussieht, konnte ich darauf nur antworten: "Er hat tolle Augen und er gehört mir!" - Ich wusste es wirklich nicht!
Endlose Wochen tyrannisierte ich die Tierarztpraxis mit meinen Anrufen. (An dieser Stelle noch einmal: Sorry! )
Dann war es endlich so weit und
mein Lucky durfte nach Hause!


Würde ich behaupten , unser schwarzer Grummel sei von dem Neuankömmling nicht begeistert gewesen, dann wäre das noch die pure Untertreibung.
Meine große Liebe zeigte sich zunächst noch souverän, doch irgendwann war das Maß voll und die Hölle brach los. Ein halbes Jahr lang lief ich non-stop mit einer Wasserspritze bewaffnet durch die Wohnung, immer bereit, einer fürchterlichen Schlägerei dazwischen zu funken. Natürlich drängte sich oft der Gedanke auf, den Plan "Zweitkatze" als gescheitert zu akzeptieren, aber nie hätte ich meinen Traumkater abgeben können.
Jeder weiß, dass Katzen uns nur als Personal sehen. Nicht aber mein Lucky! Sein größtes Glück war es, mich in seiner Nähe zu wissen. Stets bewachte er jeden meiner Schritte. Wie oft genossen wir es, morgens auf dem Balkon, wenn alle noch schliefen, den Sonnenaufgang zu betrachten.
In diesen gemeinsamen Augenblicken schien die Welt still zu stehen.

Als Lucky bald darauf an Diabetes erkrankte, ließ er das tägliche Testen geduldig über sich ergehen und schließlich besiegten wir auch diese Krankheit.
Den Umzug in unser Haus und gelegentliche Ausflüge in den Garten durften wir noch gemeinsam erleben. Auch Phoebe und Felix hat er noch kennen gelernt.
Ich vergesse nie, wie die beiden Zwerge parademäßig hinter ihm her liefen. Sie versuchten zu gehen, wie er und zu schauen , wie er. Sie himmelten den großen , stolzen Kater an!
Dann zeigte sich als Spätwirkung der Pilzerkrankung eine Bauchspeicheldrüsenerkrankung und viel zu schnell, nach nicht einmal 2 glücklichen Jahren, verlor ich ihn.
Als ich ihn an diesem Morgen zum Tierarzt für eine weitere Infusionsbehandlung fuhr, wusste ich, es war vorbei. Wir gingen noch einmal gemeinsam in den Garten und ich verabschiedete mich von ihm. Als mittags der Anruf aus der Praxis kam, mein Liebling baue plötzlich ab und es sei die Zeit des Abschieds gekommen, hatte ich bereits einen Karton liebevoll als letzte Ruhestätte gestaltet.
Bis zuletzt verband uns etwas Besonderes, das nur uns gehörte.


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